Machen digitale Medien unsere Kinder krank?

Schaden digitale Medien unseren Kindern? Wie viel Medienkonsum ist zu viel und wie kann der täglichen Streit um Fernsehzeit und Internetkonsum vermieden werden?
digitale Medien

70% der Kinder im Kita-Alter benutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich. Laut der Kinder-Medien-Studie von 2017 besitzen 37% der Sechs- bis Neunjährigen ein eigenes Smartphone oder Handy. Bei den Zehn- bis Dreizehnjährigen sind es bereits 84%.  Je nach Studie und Alter verbringen Kinder 60 – 150 Minuten täglich vor dem Bildschirm.

Ist der Medienkonsum schädlich für Kinder?

Übergewicht und Verhaltensstörungen haben ihre Ursache u.a. im Medienkonsum. Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer warnt seit Jahren vor der “Digitalen Demenz” und laut der Ergebnisse der BLIKK Studie von 2017 ist „ein Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und Entwicklungsstörung, Sprachentwicklungsstörung und motorischer Hyperaktivität erkennbar“. 

Es gibt aber auch andere ernstzunehmende Quellen, die all diese Gefahren relativieren. Georg Milzner schreibt zum Beispiel von einer “digitalen Hysterie” und betont, dass “Computer weder dumm noch krank machen”. Offensichtlich ist die Frage, ob Medienkonsum schädlich ist, nicht eindeutig zu beantworten und von vielen Faktoren abhängig.

Wie viel ist zu viel?

Je kleiner die Kinder desto mehr wollen sie die Welt mit all ihren Sinnen erleben und vor allem auch “be-greifen”. Gerade in den ersten Lebensjahren sind Filme eher ungeeignet da diese nur visuell und auditiv (also mit den Augen und Ohren) wahrgenommen werden, nicht aber mit dem Tastsinn. 

Eindeutig zu viel Medien konsumieren Kinder, wenn sie nicht mehr raus gehen wollen. Der wohl bekannteste Spruch in diesem Zusammenhang stammt von einem Viertklässler, den Richard Louv in seinem Buch „Das letzte Kind im Wald“ zitiert: „Ich spiele lieber drinnen, weil da die ganzen Steckdosen sind!“ Kritisch wird es auch, wenn zu Gunsten des Medienkonsums die Zeit für Bewegung, freies Spiel und andere Hobbys gestrichen wird, wenn familiäre Aktivitäten oder Freundschaften vernachlässigt werden und wenn das Kind seine Tagesplanung nur noch am Fernsehprogramm oder an online Spielzeiten ausrichtet.

Stecker raus?

Aber wie sollen Eltern reagieren, wenn sie merken, dass ihr Kind nicht mehr vom Bildschirm wegkommt? Stecker raus ziehen? Schimpfen? Tablet verstecken…? Computer, Handys und Co sind für Kinder schon allein deshalb interessant, weil sich Eltern auch damit beschäftigen. Es ist also wichtig, dass Eltern (und andere Bezugspersonen) ein gutes Vorbild sind: Wenn zu Hause ständig der Fernseher läuft und Eltern beim Essen noch schnell die e-mails checken, können sie kaum von ihren Kindern erwarten, dass diese den Medienkonsum freiwillig einschränken.

Manchmal genügt es schon ein anderes Kind zum Spielen einzuladen und bewusst lautes Toben, Spielen, Hüpfen und Rennen im Haus zulassen.

Die wahrscheinlich wichtigste (und schwierigste) Aufgabe aber, die Eltern zufällt, ist es ihren Kindern zu helfen, Medienkompetenz zu entwickeln, das heißt, Kinder im Internet zu begleiten und ihnen helfen, für sie interessante Inhalte zu finden statt wahllos zu konsumieren. Gemeinsam können Fragen geklärt werden wie: „Wie verarbeiten wir das, was wir am Bildschirm gesehen haben?“, „Wie fühlen wir uns dabei?“, “ Was macht uns Spaß?“, „Was macht uns aggressiv?“, „Was ist Werbung und wie gehen wir damit um?“

Medien als Ursache des Bewegungsmangels

Das Projekt „Kindheit in Bewegung“ setzt sich dafür ein, dass Bewegung und freies Spiel (wieder) ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens von Kindern wird. Es klingt daher vielleicht etwas befremdlich, dass wir uns nicht gegen die Medien aussprechen, obwohl diese sicherlich mitverantwortlich sind für den die letzten Jahre weit verbreiteten Bewegungsmangel bei Kindern. Medien sind jedoch nur eine der vielen Ursachen und es wäre unfair es uns so einfach zu machen die Verantwortung nur auf die Medien zu schieben. Und ob es uns gefällt oder nicht: Die Medien sind aus der heutigen Kindheit nicht mehr wegzudenken. Helfen wir also unseren Kindern verantwortungsvoll damit umzugehen!

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