Wie kindgerecht sind unsere Schulen?

Stundenlanges Stillsitzen, über 30 Kinder auf engstem Raum und kaum Bewegung. Sehen so die idealen Voraussetzungen für Bildung aus?
kindgerechte Schulen

In den ersten Lebensjahren sind Eltern stolz über die Fortschritte ihres Nachwuchses: Das Krabbeln des Babys ist Gesprächsthema Nummer eins, die ersten Schritte werden von den stolzen Mamas und Papas mit dem Handy gefilmt. Bewegung wird wie eine Meisterleistung gefeiert.  

„Kannst du nicht mal still sitzen?“

Ab dem Kindergartenalter ändert sich das schlagartig. “Musst du immer so herumzappeln?” heißt es jetzt. Dabei müssen sich Kleinkinder (genauso wie Babys) viel bewegen weil sie dadurch ihre Umwelt wahrnehmen, ihren Körper erforschen, Aggressionen abbauen und selbstbewusster und ausgeglichener werden.

Ab der ersten Klasse wird es noch extremer: Kinder sollen plötzlich stundenlang still sitzen – ein Verhalten, das ihrer Natur völlig widerspricht.

Der Mensch ist das einzige Säugetier, das seinen Nachwuchs zum Stillsitzen zwingt. 

Keine Hundemama verbietet ihren Welpen das Herumtoben. Und wie würden wir reagieren, wenn ein Hundebesitzer seinen jungen Hund von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr mittags “Sitz” machen lässt mit gerade mal zwei Pausen von je 20 Minuten? Tierquälerei? Schon alleine die Tatsache dass Kinder stundenlang mit anderen Kindern in einem geschlossenen Raum verbringen sollen ist – bei näherer Betrachtung – nicht „artgerecht“. Bei Hunden ist Zwingerhaltung verpönt. Wer sich trotzdem dafür entscheidet muss dafür sorgen dass der Zwinger (für einen mittelgroßen Hund von 50 bis 65 cm Widerristhöhe) mindestens 8 m² Bodenfläche hat. In den Richtlinien für Schulen heißt es dagegen: “Die Bodenfläche eines Klassenzimmers muß mindestens so groß sein, dass auf jeden Schüler 1,60 m² entfallen…” Klar, Kinder brauchen im Unterricht nicht mehr Platz, weil sie sich sowieso nicht bewegen dürfen, aber ist Lernen ohne Bewegung effektiv? 

Schlau durch Bewegung

Es gibt heute viele Studien, die belegen, dass Lernen mit Bewegung eng in Verbindung steht. Bereits beim Gehen wird deutlich mehr Blut ins Gehirn gepumpt und somit wird das Gehirn mit mehr Sauerstoff versorgt. Außerdem vernetzen sich die Nervenzellen im Gehirn durch Bewegung viel komplexer als beim Sitzen und auswendig Lernen. Die Annahme, dass Schulen, wie wir sie heute kennen, die optimale Umgebung für Bildung darstellen, sollte daher nochmal gründlich überdacht werden. Dabei wird ständig darüber diskutiert wie Schule besser gemacht werden könnte: G8 oder G9? Englisch ab der ersten Klasse? Und immer geht es angeblich um das Wohl der Kinder. Nie in Frage gestellt wird dagegen, ob das Konzept „5 bis 6 Stunden am Tag im Sitzen Lernen“ wirklich der beste Weg für Kinder ist, um eine gute Bildung zu bekommen.

Schulreform?

Inzwischen gibt es zum Glück immer mehr Lehrer, Pädagogen und Eltern, die dem heutigen Schulsystem kritisch gegenüber stehen und vielleicht steht bald wirklich das Wohl der Kinder im Vordergrund. Bis es soweit ist, sollten wir uns als Eltern lieber über den natürlichen Bewegungsdrang unserer Kinder freuen, wenn sie hüpfen, klettern, rennen, springen und toben. Kinder, die nicht still sitzen können oder Konzentrationsprobleme haben, haben nicht automatisch ein medizinisches Problem. „Krank“ ist eher die Tatsache, dass Kinder über Stunden stillsitzen müssen!

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